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Projektleitung: Dr. Peter Fromberger / Prof. Dr. J. L. Müller
Ziel des Verbundprojektes »@myTabu« ist es, eine therapeutengestützte Online-Intervention für Personen, die ein Kind sexuell missbraucht haben oder Missbrauchsabbildungen konsumiert haben, zu entwickeln und hinsichtlich ihrer Wirksamkeit zu überprüfen. Zudem wird der ökonomische Vorteil der Intervention gegenüber traditionellen Vorgehensweisen evaluiert. Die Wirksamkeitsprüfung folgt einem randomisierten, placebo-kontrollierten Versuchsdesign. Juristische und ethische Richtlinien werden für die Routine-Anwendung entwickelt, ebenso wie ein online-basiertes Risikoerfassungssystem. Im Vorhaben der Universität Göttingen wird die Online-Intervention konzipiert und evaluiert. Das Projekt unterstützt so die erfolgreiche Wiedereingliederung von Personen, die ein Kind sexuell missbraucht haben oder Missbrauchsabbildungen konsumiert haben, in die Gesellschaft und erhöht den Schutz von Kindern vor sexuellen Übergriffen.
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Projektleitung: Prof. Dr. Martin Rettenberger / Dr. Sonja Etzler
Online-gestützte Interventionen für bereits verurteilte Personen, die ein Kind sexuell missbraucht haben oder Missbrauchsabbildungen konsumiert haben, stellen eine kostengünstige Erweiterung der etablierten Behandlungen dar, um die Rückfallwahrscheinlichkeit dieser Personen zu verringern. Bevor eine solche Online-Intervention flächendeckend etabliert werden kann, muss ihre Wirksamkeit empirisch nachgewiesen worden sein. Für diesen Nachweis werden Messverfahren benötigt, die den Therapieeffekt genau erfassen können. Befragungsinstrumente, die online eingesetzt werden können haben hierbei einige Vorteile. Auffällige Verhaltensweisen werden direkt und ohne zeitliche Verzögerung erfasst. Aufgrund ihrer einfachen Anwendung können solche Befragungen sehr häufig und mit wenig Kosten durchgeführt werden, was eine lückenlose Verlaufsevaluation ermöglicht. Studien konnten darüber hinaus zeigen, dass Straftäter online sehr offen von bis dato unerkannten devianten Verhaltensweisen berichten. Ziel dieser Studie ist deshalb, drei Messinstrumente zu entwickeln, die das Rückfallrisiko von Sexualstraftätern messen sowie die positiven Veränderungen durch die Online-Intervention. Diese Instrumente sollen zum einen für die Überprüfung der Wirksamkeit der Online-Intervention eingesetzt werden. Zum anderen stellen dies die ersten Instrumente dieser Art dar, die eine ökonomische Messung der Rückfallwahrscheinlichkeit durch Selbstbeschreibung ermöglichen. Sämtliche Maßnahmen der Bewährungs- und Führungsaufsicht bleiben darüber hinaus bestehen und werden unverändert umgesetzt.
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Projektleitung: Prof. Dr. David Daniel Ebert
Studienkoordination: Dr. Claudia BuntrockZiel des Vorhabens ist die Entwicklung, Pilotierung und Evaluation von Faktoren zur Benutzerfreundlichkeit und Verwendbarkeit einer Online-Intervention für Personen, die ein Kind sexuell missbraucht haben oder Missbrauchsabbildungen konsumiert haben. Darüber hinaus soll in einer gesundheitsökonomischen Evaluation mittels eines analytischen Modells der ökonomische Nutzen der Online-Intervention bewertet werden. Inputdaten für das Modell werden der randomisierten, placebo-kontrollierten klinischen Studie und den experimentellen Verfahren entnommen, welche im Verbundprojekt durchgeführt werden, und darüber hinaus der vorhandenen Literatur.
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Projektleitung: Prof. Dr. Anja Schiemann
Die rechtliche Begleitung der technischen und praktischen Ausgestaltung der Online-Intervention für Personen, die ein Kind sexuell missbraucht haben oder Missbrauchsabbildungen konsumiert haben, sowie die rechtliche Betreuung der Technik und der Online-Coaches, sichert die klinische Studie in datenschutzrechtlicher, zivilrechtlicher, strafrechtlicher und ethischer Sicht ab. Angesichts der Betreuung einer Hochrisikogruppe der aus dem Straf- oder Maßregelvollzug entlassenen Probanden, ist die Durchführung von Workshops für die Online-Coaches und die Erstellung von Richtlinien und Handlungsanweisungen essentiell. Sie stellen sicher, dass die Coaches in der Lage sind, eine strafrechtliche Bewertung im Spannungsfeld zwischen Schweigepflichten und Offenbarungspflichten vorzunehmen. Des Weiteren muss durch ein entsprechendes Risikomanagement gewährleistet werden, dass die Sicherheit der Bevölkerung nicht gefährdet wird. Damit stellt die juristische Begleitung Rechtssicherheit für die Handelnden im Gesamtprojekt her und berücksichtigt im Verlauf der Studie insbesondere auch Änderungen der Gesetzeslage und Implikationen durch einschlägige Gerichtsentscheidungen. Zum anderen beschäftigt sich das Teilprojekt mit einer – so bislang nicht existenten – rechtstheoretischen Fundierung zukünftiger Online-Interventionen im Bereich rückfallgefährdeter Sexualstraftäter. Ein entsprechendes Handbuch mit Handlungsrichtlinien, Verhaltensempfehlungen und Regelungen zum Meldeverfahren soll dies für die Zukunft möglich machen. Unerforscht ist bislang auch die rechtliche Einbettung der Online-Intervention in das Konzept der Führungsaufsicht im Rahmen des Strafgesetzbuches. Hier werden in einem weiteren Schritt Vorschläge de lege ferenda erarbeitet, die eine Online-Intervention neben den klassischen Instrumentarien der Führungsaufsicht und Bewährungshilfe ermöglichen.
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Projektleitung: Prof. Dr. Peer Briken
Kindesmissbrauch ist eines der belastendensten Ereignisse für Kinder während ihrer Entwicklung. Behandlungsprogramme für Personen, die ein Kind sexuell missbraucht haben oder Missbrauchsabbildungen konsumiert haben, können die Wahrscheinlichkeit eines erneuten sexuellen Übergriffes deutlich reduzieren. Mittlerweile sind eine Vielzahl von Behandlungsprogrammen zur Prävention von Kindesmissbrauch (Primärprävention) in Deutschland verfügbar, professionelle Interventionen für Personen, die ein Kind sexuell missbraucht haben oder Missbrauchsabbildungen konsumiert haben, nach ihrer Haftentlassung bzw. während der Bewährungszeit stellen jedoch insbesondere in ländlichen Gebieten eine Versorgungslücke in Deutschland dar. Die Kosten für die Bewährungshilfe und Führungsaufsicht sind bei professioneller Durchführung sehr hoch. Online-gestützte Interventionen können hier die Versorgungslücke kosteneffizient schließen und stellen eine effektive Alternative – insbesondere für ländliche Regionen – dar. Daher ist es Ziel des Projektes, eine therapeutengestützte Online-Intervention für Personen, die ein Kind sexuell missbraucht haben oder Missbrauchsabbildungen konsumiert haben, zu entwickeln und hinsichtlich ihrer Wirksamkeit zu überprüfen. Im Vorhaben werden in Zusammenarbeit mit den Verbundpartnern Module der Online-Intervention entwickelt.
Die Teilprojekte
Projektpartner
Teilprojekte von »@myTabu«
Unter der Gesamtprojektleitung der Universitätsmedizin Göttingen (Prof. Dr. Jürgen L. Müller und Dr. Peter Fromberger) umfasst »@myTabu« insgesamt 5 Teilprojekte.