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ProChild – Prävention von Misshandlung und Förderung der psychischen Gesundheit bei Kindern von Müttern mit Borderline-Persönlichkeitsstörung

Hintergrund

Die Borderline-Persönlichkeitsstörung ist eine schwere psychische Störung, die durch extreme Stimmungsschwankungen, ein instabiles Selbstbild und Identitätserleben sowie durch impulsive und selbstschädigende Verhaltensweisen gekennzeichnet ist. Neben ausgeprägten Schwierigkeiten in der Emotionsregulation sind dysfunktionale Beziehungsmuster kennzeichnende Merkmale der Erkrankung. Insbesondere Elternschaft stellt für Mütter mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung eine große Herausforderung dar, da diese Frauen häufig selbst negative Erfahrungen mit ihren primären Bezugspersonen gemacht und Traumatisierungen erlebt haben. Die Forschung zeigt, dass Kinder von Müttern mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung ein deutlich erhöhtes Risiko aufweisen, Missbrauch und emotionale Vernachlässigung zu erleben. Zudem stehen viele der betroffenen Familien im Kontakt mit dem Jugendhilfesystem.
Wir gehen davon aus, dass eine frühe Intervention für Mütter mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung wesentlich dazu beitragen kann, Kindesmisshandlung vorzubeugen und die Entwicklung der Kinder zu unterstützen. Der dringende Bedarf, insbesondere die Eltern-Kind Beziehung ins Visier zu nehmen und Erziehungsfertigkeiten betroffener Mütter zu verbessern, wurde wiederholt hervorgehoben, da Standardprogramme nicht auf die spezifischen Schwierigkeiten und Bedürfnisse von Müttern mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung sowie auf die Konsequenzen für ihre Kinder eingehen. Vor diesem Hintergrund haben wir ein Gruppentraining speziell für Mütter mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung entwickelt, welches darauf abzielt, ihre Erziehungsfertigkeiten zu verbessern. Die Intervention richtet sich an Mütter junger Kinder (zwischen 6 Monaten und 6 Jahren), um  funktionale Erziehungsstrategien frühzeitig zu etablieren.

Ziele des Forschungsvorhabens

Das übergeordnete Ziel des Forschungsvorhabens ist es, neue und wirksame Wege zu finden, um den Kreislauf der Übertragung von Missbrauch und Gewalt von Eltern auf Kinder zu unterbrechen. Dafür ist es einerseits notwendig, Erziehungsfertigkeiten und das sozio-emotionale Funktionsniveau der Mütter zu verbessern, und auf der anderen Seite eine verbesserte Unterstützung von Eltern durch das Jugendhilfesystem zu erreichen. In unserem Forschungsprojekt verwenden wir ein breites Methodenspektrum, um die Situation der Kinder von Müttern mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung umfassend zu analysieren und zu verbessern. Mit einem besseren Verständnis der Zusammenhänge sollen in der Folge wirksame Behandlungsmöglichkeiten bereitgestellt werden können.
Im Rahmen des Forschungsprojekts werden wir eine randomisiert-kontrollierte Studie durchführen, um (1) ein neu entwickeltes Gruppentraining für Mütter mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung zu evaluieren, welches darauf abzielt, Erziehungsfertigkeiten zu verbessern und eine gesunde Erziehung zu unterstützen. Weiterhin sollen (2) spezifische Charakteristika sowie Interaktionsmuster von Kindern und ihren Müttern mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung identifiziert werden und mit denen von Kindern und ihren Müttern mit einer Angststörung oder einer depressiven Störung sowie von Kindern und ihren gesunden Müttern verglichen werden. Zuletzt planen wir (3) eine Analyse der Kooperationsstrukturen der in die Unterstützung der Mütter und ihrer Kinder eingebunden Fachkräfte – allen voran aus der Kinder- und Jugendhilfe sowie dem Gesundheitswesen.
Die mediierende und moderierende Rolle von sozialen, psychologischen und epigenetischen Faktoren auf die mit der Intervention verbundenen Veränderungen im sozio-emotionalen Funktionsniveau der Mütter und ihrer Kinder werden untersucht. Es wird erwartet, dass das Training für die Mütter die Erziehungs- und Emotionsregulationsfertigkeiten verbessert und so das Risiko von Kindesmisshandlung und Vernachlässigung in dieser Hochrisikogruppe verringert.