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Teilprojekte

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Teilprojekt 1 – Wirksamkeit eines erweiterten Interventionsprogramms (Frühe Hilfen-plus) für Kinder in den ersten beiden Lebensjahren

Frühe Hilfen bieten für Eltern ab der Schwangerschaft und für Familien mit jungen Kindern praktische Hilfe, Beratung, Vermittlung und Begleitung an. Sie richten sich insbesondere an Familien, die das Gefühl haben, im Alltag mit dem Kind überfordert zu sein und die sich Unterstützung wünschen. Das Teilprojekt 1 des UBICA-II-Verbundes an der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters des Universitätsklinikum RWTH Aachen hat das Ziel zu überprüfen, ob die Arbeit der Frühen Hilfen durch eine mentalisierungsbasierte Teamarbeit und Supervision weiter unterstützt werden kann. Die Mentalisierungskompetenz beschreibt die Fähigkeit, sich mitfühlend in andere hineinzuversetzen, um so den Umgang mit schwierigen Beziehungssituationen im Kontakt mit Familien in den Frühen Hilfen zu erleichtern. TP1 geht insbesondere der Frage nach, ob durch eine Stärkung der Mentalisierungskompetenz der Fachkräfte, eine bessere Vernetzung der Helfersysteme und durch einen konsistenten und mit allen Teammitgliedern abgestimmten Zugang zu den Familien eine höhere Compliance und eine verbesserte Annahme des Unterstützungsangebotes erzielt werden kann. Neben einer höheren Erziehungskompetenz der betreuten Familien durch das Frühe-Hilfe-Plus Programm erwarten wir eine Entlastung der Fachkräfte und ein verbessertes Klima der Frühe-Hilfen-plus-Teams.

Teilprojekt 2 – Mentalisierungsbasiertes Elterntraining für psychisch kranke Eltern

Wissenschaftlichen und klinischen Berichten zufolge fällt es Eltern, die an einer psychischen Erkrankung leiden oder die in ihrer Kindheit schwerwiegenden Belastungen ausgesetzt waren, im Vergleich zu Eltern ohne solche Belastungen oft schwerer, angemessen auf die emotionalen Bedürfnisse ihres Kindes einzugehen. Ziel dieses Teilprojekts 2 ist es daher, die Wirksamkeit zweier Programme zur Stärkung des elterlichen Beziehungsverhaltens zu untersuchen. Beide Programme werden zusätzlich zur psychotherapeutischen und psychopharmakologischen Behandlung an der Klinik für Allgemeine Psychiatrie der Universitätsklinik Heidelberg und an der Psychiatrischen Universitätsklinik der Charité im St. Hedwig-Krankenhaus in Berlin angeboten. Das eine Programm umfasst ein 12-stündiges mentalisierungsbasiertes Elterntraining im Einzel- und Gruppenformat (Engl.: Mentalization Based Parental Counselling, MB-PC), welches sich über einen Zeitraum von 5-6 Wochen erstreckt. Mentalisierung bezeichnet dabei die Fähigkeit, Wünsche, Motive, Gefühle und Absichten, die hinter dem Verhalten einer anderen und der eigenen Person stehen, zu verstehen. Das MB-PC-Programm zielt daher darauf ab, die elterliche Mentalisierung in Hinblick auf die Interaktion mit ihrem Kind zu stärken, also z. B. Hinweise zu erhalten, mögliche Gefühle und Beweggründe des Kindes bei schwierigem Verhalten besser einordnen und darauf reagieren zu können.  Bei dem zweiten Programm, das wir untersuchen möchten, handelt es sich um einen Intensivkurs zum Thema Elternkompetenzen, welcher im Rahmen eines 90-minütigen psychoedukativen Workshops im Gruppenformat angeboten wird. Der Schwerpunkt ist Informationen über günstiges Elternverhalten, das die Beziehung zwischen Eltern und Kind stärken kann, sowie zum Umgang mit elterlichem Stress zu erhalten. Auch wird den Teilnehmern die Möglichkeit zum Austausch untereinander gegeben.

Teilprojekt 3.1 – Wirkmechanismen des mentalisierungsbasierten Eltern-Trainings

Dieses Teilprojekt begleitet Teilprojekt 2 „Elterntraining“ mit dem Ziel, Wirkungen des angebotenen Elterntrainings zu untersuchen. Mittels spezifischer Verhaltenstests und einer magnetresonanz-tomographischen (MRT) Untersuchung des Gehirns werden verschiedene Aspekte des sozialen Verstehens, die wichtig für die Eltern-Kind-Beziehung sind, untersucht: beispielsweise die Fähigkeit von Eltern, die Gedanken und Gefühle ihrer Kinder zu verstehen sowie die Motive, die hinter dem Verhalten der Kinder stehen. Psychische Störungen können sich auf die Eltern-Kind-Beziehung auswirken. Das mentalisierungsbasierte Elterntraining kann dazu beitragen, die Eltern-Kind-Beziehung zu verbessern. Aus diesem Grund untersuchen wir mögliche Veränderungen der Eltern-Kind-Beziehung sowohl bei Gesunden als auch bei Menschen mit psychischen Erkrankungen.  Ein Verständnis der Wirkmechanismen des mentalisierungsbasierten Elterntrainings kann dazu beitragen, diese Form der Intervention erfolgreich weiterzuentwickeln und neue Elternprogramme zu entwickeln.

Teilprojekt 3.2 – Bio-behaviorale Eltern-Kind-Synchronie und kindliches Outcome im Kontext von Interventionseffekten

Dieses Teilprojekt begleitet Teilprojekt 2 „Elterntraining“. Zum einen werden Aspekte von psychologischer und biologischer Synchronie zwischen Eltern und Kind der Fokus dieses Teilprojektes sein. Diese Synchronie oder auch „Abgestimmtheit“ von Elternteil und Kind wird in einer gemeinsamen Interaktion von Elternteil und Kind erfasst, die per Video aufgezeichnet wird. Auch werden vor, während und nach der Interaktion Herz-Kreislauf-Parameter sowie hormonelle Parameter zur Bestimmung der biologischen Synchronie erfasst. Zum anderen werden bei den Kindern mittels spezifischer und altersgerechter Aufgaben verschiedene Aspekte sozialen Verstehens untersucht. Psychische Auffälligkeiten können sich auf die Synchronie in der Interaktion zwischen Eltern und Kind und auch auf die Fähigkeiten des sozialen Verstehens bei Eltern und Kindern auswirken. Die mentalisierungsbasierte Elternberatung kann dazu beitragen, diese Synchronie und auch das soziale Verstehen zu verbessern. Aus diesem Grund untersuchen wir die Eltern-Kind-Interaktion und soziales Verstehen bei Kindern von Gesunden, aber auch von Menschen mit psychischen Störungen. Ein Verständnis der psychologischen und biologischen Wirkmechanismen der mentalisierungsbasierten Elternberatung kann dazu beitragen, diese Form der Intervention erfolgreich weiterzuentwickeln und neue Interventionen zu entwickeln.

Teilprojekt 4 – Wie entwickeln sich Kinder adoleszenter Mütter nach Schuleintritt?

Das Ziel dieses Teilprojekts ist es, den Entwicklungsverlauf von Kindern im Alter von 6 bis 7 Jahren von Teenage-Müttern im Vergleich zu Kindern von erwachsenen Müttern zu untersuchen. Diese Mutter-Kind Dyaden wurden bereits ab dem Alter von 3 Monaten bis zum Kindergartenalter zu vier Messzeitpunkten im Rahmen von UBICA-I untersucht. Ab dem Alter von 6 bis 7 Jahren ist es nun möglich, die Entwicklung des Kindes aus verschiedenen Perspektiven (Lehrerurteil, Selbsturteil des Kindes) zu erfassen und im Rahmen von fMRT-Untersuchungen auch die neuronalen Korrelate der sozial-kognitiven Fähigkeiten der Kinder darzustellen. Insbesondere wollen wir nun Unterschiede zwischen Kindern von Teenage- und erwachsenen Müttern hinsichtlich der längerfristigen kindlichen (i) emotionalen und kognitiven Entwicklung, (ii) gesundheitsbezogener Lebensqualität und Psychopathologie, und (iii) sozial-kognitiver Fähigkeiten (Empathie, Theory-of mind (ToM) untersuchen. Ferner sollen Risiko- und Schutzfaktoren für günstige versus ungünstige Entwicklungstrajektorien der Kinder von Teenage-Müttern identifiziert werden.