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Teilprojekte

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Verbundkoordination, PROSPECT und RCT

AMIS_PROSPECT strebt eine detaillierte Längsschnittuntersuchung der gut charakterisierten Leipziger Stichprobe von N=851 Kindern und Jugendlichen an. Diese umfasst Stichproben von n=325 Kindern mit Misshandlungserfahrungen, sowie Kontrollgruppen von n=357 Kindern ohne Misshandlungserfahrung aus der Bevölkerung und n=169 Kindern ohne Misshandlungserfahrungen aus einer Hochrisikogruppe. Hierdurch soll die zeitliche Sequenz von Kindesmisshandlung und psychischen Symptomen präzisiert werden. Zudem soll untersucht werden, welche psychosozialen Risiko- und Schutzfaktoren für Kindesmisshandlung und psychische Symptome identifiziert werden können, sowie welche Faktoren zusätzlich zu Kindesmisshandlung eine vorhersagende Bedeutung für psychische Symptome haben, Verlauf von Kindesmisshandlung zu psychischen Symptomen im Längsschnitt vermitteln (Mediatoren) und das Risiko für psychische Symptome als Folge von Kindesmisshandlung begünstigen oder abmildern (Moderatoren). AMIS_RCT hat zum Ziel die Wirksamkeit der Child and Parent-directed Individualized Psychotherapy (CPIP), die zusätzlich zu einer erweiterten Unterstützung durch den Allgemeinen Sozialdienst (ECS) angeboten wird, im Vergleich zu ausschließlich einer ECS innerhalb einer Gruppe von N=200 3- bis 8-Jährigen mit Vernachlässigungserfahrungen und Angst- und Depressionsstörungen zu überprüfen. CPIP stellt eine innovative und personalisierte Therapiemethode dar, welche in erster Linie auf psychodynamischen Fokaltherapiemethoden beruht und bei Bedarf um weitere Techniken der traumafokussierten kognitiven Verhaltenstherapie, Videofeedback und Interaction Guidance ergänzt wird. Gemeinsam mit den Projektpartnern zielt AMIS_RCT ferner darauf ab potentielle Mechanismen/Moderatoren der Therapiewirksamkeit, insbesondere familiärer Kontext, Mentalisierungsfähigkeit des Kindes, emotionale Verfügbarkeit, endokrine Stressregulation, sowie epigenetische Risikoscores zu untersuchen.

Datenerfassung PROSPECT und Kontrollbedingung RCT

AMIS_CPS hat zum Ziel, den in AMIS-I neu entwickelten Multi-Source-Ansatz (MSA) zur Erfassung von Kindesmisshandlung in einem longitudinalen Studiendesign zu evaluieren. Dieser Ansatz vereint Informationen zu Misshandlungserfahrungen aus drei verschiedenen Quellen: Jugendamtsakten, Auskünfte der Bezugsperson und des betroffenen Kindes selbst. Das Projekt zielt darauf ab, eine bessere Integration der Informationen aus unterschiedlichen Quellen zu ermöglichen, den klinischen Nutzen von Eltern- und Kindauskunft für Jugendamtsentscheidungen zu erhöhen und die Anzahl unentdeckter Fälle von Kindesmisshandlung zu reduzieren. Im Rahmen des Teilprojekts AMIS_CPS wird angestrebt, die Stabilität der längsschnittlichen Erfassung der Misshandlungserfahrungen mittels des MSA und ihren prädiktiven Wert für die psychische Gesundheit von Kindern zu untersuchen sowie auf die bestehenden Misshandlungsinterviews aus AMIS-I aufzubauen, um die Kinderinterviews weiter zu entwickeln. AMIS_RCT untersucht, ob die pathogenen Folgen der Vernachlässigung im Kindesalter durch wirksame, moderne Interventionen gemildert werden können. Dafür werden wir eine neu entwickelte individualisierte Psychotherapie, die Child and Parent-directed Individualized Psychotherapy (CPIP), zusätzlich zu einer erweiterten Hilfe zur Erziehung (Enhanced Caregiving Support; ECS) für vernachlässigte Kinder mit Internalisierungsstörungen im Alter von drei bis acht Jahren einsetzen und im Vergleich zu einer Kontrollgruppe, die nur die ECS erhält, evaluieren. Die ECS wird durchgeführt durch den Allgemeinen Sozialdienst in Leipzig sowie in München. Durch die Entwicklung und Erprobung eines neuen evidenzbasierten Konzeptes zur psychotherapeutischen Behandlung der Folgen von Vernachlässigung im Kindesalter leistet die klinische Studie AMIS_RCT einen Beitrag zu den förderpolitischen Zielen. Somit trägt sie zu einem Transfer der in AMIS-I gewonnenen Forschungsergebnisse in die Praxis bei.

Epigenetische Analysen

Kindesmisshandlung gilt als zentraler Risikofaktor für die Entstehung stressassoziierter psychischer und physischer Erkrankungen, wobei die kausalen Wirkpfade bisher nur unzureichend verstanden sind. Epigenetische Veränderungen dabei stellen einen vielversprechenden Mechanismus hinsichtlich der Frage dar, wie frühe aversive Erfahrungen die Vulnerabilität des Individuums nachhaltig beeinflussen können. Da es sich bei bisherigen epigenetischen Humanstudien meist um retrospektive Querschnittsstudien handelt, bieten longitudinale Projekte an Hochrisikostichproben wie »AMIS-II« eine optimale Voraussetzungen für die Untersuchung krankheitsrelevanter, epigenetischer Veränderungen und deren Reversibilität durch Psychotherapie. Innerhalb des Teilprojekts 4 AMIS_EPIGEN soll zunächst längsschnittlich der prädiktive Wert epigenetischer Risikoprofile für die Entstehung psychiatrischer Symptome sowie einer Dysregulation zentraler Stresshormonsysteme untersucht werden. Da epigenetische Profile potenziell reversibel sind, soll zudem längsschnittlich erforscht werden, ob sich nach therapeutischer Intervention eine Normalisierung epigenetischer Risikoprofile zeigt und inwiefern diese als Prädiktoren für eine Symptomverbesserung herangezogen werden können.

Haarsteroidanalysen

Ergebnisse von AMIS-I und anderen Studien zeigen, dass Missbrauchserfahrungen in der Kindheit und Jugend mit psychosozialen Probleme, neuroendokrinen Auffälligkeiten und einer erhöhten Vulnerabilität für spätere psychische und körperliche Erkrankungen assoziiert sind. Zurzeit existiert allerdings nur unzureichende longitudinale Evidenz, die ein detailliertes Verständnis der hierbei involvierten biologischen Mechanismen, insbesondere hinsichtlich der langfristigen neuroendokrinen Konsequenzen von Kindesmissbrauch, erlaubt. Die Haarsteroidanalytik ist eine innovative Forschungsmethode zur Erfassung langfristig kumulierter Hormonspiegel, die bereits in AMIS-I erfolgreich eingesetzt wurde und in »AMIS-II« erstmalig zur Generierung longitudinaler Daten in diesem Forschungskontext eingesetzt werden soll.

CPIP-Intervention, Vorbereitung und Analyse

AMIS_EA: a) Prospektiver Arm: Hierbei steht die Aufklärung von Zusammenhängen zwischen Kindesmisshandlung, der Interaktionsqualität zwischen Kind und Bezugsperson und der Entwicklung psychiatrischer Symptome des Kindes im Fokus. Spezifisch werden dabei die Auswirkungen von Misshandlung des Kindes auf die Interaktionsqualität und die Auswirkungen der Interaktionsqualität auf den Verlauf von psychiatrischen Symptomen bei Kindern betrachtet. Darüber hinaus wird die moderierende/mediierende Rolle der Interaktionsqualität für den Zusammenhang zwischen Misshandlungserfahrungen und dem Verlauf psychiatrischer Symptome bei Kindern untersucht. b) Interventions-Arm: In diesem Projekt steht die Frage im Fokus, ob Child and Parent-directed Individualized Psychotherapy (CPIP; siehe AMIS_RCT) bei 3- bis 8-jährigen Kindern mit internalisierenden Störungen im Kontext körperlicher oder emotionaler Vernachlässigung zu einer Verbesserung der Interaktionsqualität zwischen Kind und Bezugsperson führt und ob dies wiederum kindliche Symptomreduktion beeinflusst.

AMIS_RCT: In diesem Projekt wird gemeinsam mit der Kinder- und Jugendpsychiatrie der Universität Leipzig die Wirksamkeit der Child and Parent-directed Individualized Psychotherapy (CPIP) für Kinder mit internalisierenden Störungen im Kontext körperlicher oder emotionaler Vernachlässigung anhand einer Stichprobe von 3- bis 8-Jährigen evaluiert. Bei CPIP handelt es sich um eine integrative, personalisierte und innovative Therapiemethode, welche vor allem auf psychodynamischen Therapiemethoden aufbaut und fokalorientiert ist. AMIS_RCT hat zum Ziel zu bewerten, ob CPIP, die zusätzlich zu einer erweiterten Unterstützung durch den Allgemeinen Sozialdienst (erweiterte Hilfen zur Erziehung) geleistet wird, wirksamer ist als ausschließlich die erweiterte Unterstützung durch den Allgemeinen Sozialdienst. In diesem Zusammenhang werden auch potenzielle Einflussfaktoren auf die Wirksamkeit der Therapie untersucht.