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Ziel von Teilprojekt 1 ist es, das erste störungsspezifische Elterntraining für Mütter mit Borderline-Persönlichkeitsstörung („Borderline und Mutter sein“; Buck-Hostkotte, Renneberg & Rosenbach, 2015) im Rahmen einer randomisierten, kontrollierten Studie durchzuführen und zu evaluieren. Das Elterntraining zielt darauf ab, das elterliche Erziehungsverhalten sowie die Selbstwirksamkeit und Fähigkeiten zur Emotionsregulation der Mütter zu verbessern. Dafür werden unter anderem Themen rund um kindliche Bedürfnisse, Stress und Stressbewältigung im Alltag, den Umgang mit Gefühlen sowie Grundannahmen in der Erziehung besprochen. Es wird davon ausgegangen, dass das Training einen positiven Effekt auf das mütterliche Erziehungsverhalten und die Emotionsregulation hat sowie in der Folge Gewalt und Missbrauch in der Erziehung reduziert. Um das Training zu evaluieren, werden im Rahmen der Studie Mütter mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung per Zufall entweder dem Elterntraining als Ergänzung zur Standardbehandlung oder einer Warte-Kontrollgruppe zugewiesen. Der Therapieerfolg wird bei Therapieende und 6 Monate nach Abschluss der Behandlung anhand von Fragebögen erfasst. Um darüber hinaus normative Veränderungen in der Erziehung sowie in der mütterlichen Emotionsregulation bei Müttern mit Borderline-Persönlichkeitsstörung zu untersuchen, vergleichen wir Mütter mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung, welche zunächst nur eine Standardbehandlung erhalten haben, mit gesunden Müttern. Zuletzt möchten wir störungsspezifische Aspekte dysfunktionalen Erziehungsverhaltens sowie von Kindesmisshandlung untersuchen. Dafür werden wir Mütter mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung mit einer Stichprobe von Müttern mit Angst/Depression und einer gesunden Kontrollgruppe vergleichen. Es wird angestrebt, die Behandlung von Müttern mit Borderline-Persönlichkeitsstörung anhand der Ergebnisse dieses Forschungsvorhabens zu verbessern und den Kreislauf der Übertragung von Missbrauch und Gewalt von Eltern auf Kinder zu unterbrechen.
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Dieses Teilprojekt hat zwei übergeordnete Ziele:
- Die Beschreibung der Emotionsregulation und psychischen Gesundheit von Kindern, deren Mütter eine Borderline-Persönlichkeitsstörung haben und der Vergleich zu Kindern von Müttern mit Angst/ Depression und Kindern von gesunden Müttern.
- Die Erfassung des Interventionseffekts der Gruppenintervention auf die Emotionsregulation und die psychische Gesundheit von Kindern von Müttern mit Borderline-Persönlichkeitsstörung.
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Dieses Teilprojekt hat zwei übergeordnete Ziele:
- Die Beschreibung des Familienklimas und der Beziehungsqualität in Mutter-Kind Dyaden mit psychischen Störungen (Mütter mit Borderline-Persönlichkeitsstörungen, Angststörungen oder Depressionen) oder ohne psychische Störungen.
- Die Erfassung von Interventionseffekten der Gruppenintervention in den Bereichen des familiären Klimas und der dyadischen Beziehungsqualität. Es werden dabei unterschiedliche Ebenen des familiären Klimas und der Beziehungsqualität berücksichtigt: emotionale (z.B. ausgedrückte Feindseligkeit oder Überinvolviertheit), kognitive (z.B. Zuschreibungen, Interpretationen), psychophysiologische (z.B. Ausmaß der Erregung in der Stimme), und behaviorale (z.B. das tatsächlich gezeigte Interaktionsverhalten in einer Situation).
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Dieses Teilprojekt untersucht vier Fragen:
- Zeigen Mütter mit Borderline-Persönlichkeitsstörung und ihre Kinder veränderte DNA Methylierungsmuster des Oxytocin Rezeptorgens (OXTR) im Vergleich zu Müttern und Kindern ohne psychische Störungen?
- Werden die Effekte einer Intervention zur Verbesserung der Erziehungsfähigkeiten in Veränderungen von OXTR DNA Methylierungsmustern der Mütter mit Borderline-Persönlichkeitsstörung und ihrer Kinder reflektiert?
- Sind interventionsassoziierte Veränderungen der sozio-emotionalen Fähigkeiten von Kindern, deren Mütter eine Borderline-Persönlichkeitsstörung haben, verbunden mit Veränderungen von OXTR DNA Methylierungsmustern?
- Sagen OXTR DNA Methylierungsmuster vor dem Training das Ergebnis der Intervention vorher?
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Die Studie zielt darauf, das Zusammenwirken der Hilfesysteme – Kinder- und Jugendhilfe einerseits sowie Gesundheitswesen andererseits – hinsichtlich ihres Umgangs mit Müttern mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung und ihren Kindern zu analysieren. Es werden hierfür die verschiedenen Perspektiven der in den Hilfeprozess involvierten erwachsenen Akteurinnen und Akteure untersucht: die Perspektive der Professionellen der Hilfesysteme ebenso wie die der beteiligten Mütter. Die Entwicklung der Erziehungssituation und der Kinder aus der Sicht der beteiligten Erwachsenen ist dabei ein wichtiger Fokus. Um die potenziellen Probleme und Spannungen im Hilfeprozess identifizieren zu können, werden Forschungsfragen auf drei verschiedenen Ebenen verfolgt:
- Wie nehmen die beteiligten Mütter den Hilfeprozess und seine Bedeutung für die familiäre Entwicklung und für die Entwicklung der Kinder wahr?
- Wie sehen und erleben die professionellen Helfer:innen den Hilfeverlauf einschließlich seiner Gelingensfaktoren und Hürden?
- Welche Aussagen lassen sich über das Zusammenwirken der Hilfen verschiedener Systeme treffen?
Um die Sichtweisen von Müttern und Fachkräften zu erfassen, führen wir leitfadengestützte Interviews durch. Ergänzt wird das Interviewmaterial um Hintergrundgespräche mit Fachexpert:innen aus Wissenschaft und Praxis sowie um die Analyse handlungsanleitender Dokumente der Einrichtungen.
Auf dieser Grundlage werden Potenziale für die Weiterentwicklung des Zusammenwirkens zwischen Kinder- und Jugendhilfe und Gesundheitswesen sowie der dortigen Implementation von Eltern-Trainingskursen (siehe Teilprojekt 1) identifiziert und Empfehlungen zur Herstellung förderlicher Kooperationsbedingungen formuliert.
Teilprojekte
Projektpartner
Die Teilprojekte des Forschungsverbundes ProChild
Der Forschungsverbund »ProChild« besteht aus fünf Verbundpartnern mit Standorten in Berlin, Bochum und Bremen. Im Folgenden werden die einzelnen Teilprojekte genauer vorgestellt.